Kamerasystem Digitales Kino

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Großgeräteantrag "Digitales Kino"

PRO und KONTRA Liste für beide Kameras:


Konzept Alexa:

Die ARRI Alexa sucht die Schnittmenge zwischen analoger und digitaler Kino-Kamera. Sie versucht mit digitaler Technik das zu erreichen was eine Zelluloid Kamera leistet und legt dabei besonderen Wert auf Kontinuität und Solidität. Das ist ARRI mit der Alexa erstmals gelungen, daher ist das eine tolle Kamera! Ältere Kameraleute wird die Umstellung auf Digitaltechnik erleichtert. Gleichzeitig profitiert man von den grundlegenden Vorzügen des digitalen Workflows, wie Videoplayback und keine Material und Entwicklungskosten. Die neue Chancen der Digitaltechnik, die über das Spektrum der 35 Millimeter Kameras hinausgehen, bleiben dabei weitestgehend ungenutzt. Das größte Problematik der digitalen Bildaufzeichnung liegt im Dynamic Range. Beide Kameras lösen dies Schwäche des digitalen Bildsensors mit einer Dual Gain Architecture. Das bedeutet ein Teil der Pixel ist mit ND gefiltert, so können die Helligkeitswerte gegeneinander verrechnet werden um auf die volle Pixelzahl zu kommen. Das Bild wird vom 3,8 K Bildsensor auf Full-HD Auflösung runtergesampelt und kann in Apple Pro-Res auf die onboard SxS-Karten oder einen externen ARRI-Raw Recorder aufgezeichnet werden (Der zusätzliche ARRI-Raw Recorder ist sehr teuer). Im Raw-Modus können Bildausschnitt und Weißabgleich nachträglich verändert werden. Die Art der Produktion entscheidet über den Aufwand, der getrieben werden soll. Für lower-budget und schnelle Produktionen (TV, Doku) setzt man das ProRes onboard recording ein. Für Kino oder High End Produktionen kann – wenn man sich den Rekorder leisten lann – im Raw-Workflow mit allen seinen kreativen Möglichkeiten produziert werden.

Anmerkung:
Eine gut gangbare Zwischenlösung ist es, das logarithmische Log-C Format in ProRes aufzuzeichnen. Hier bietet sich der Vorteil der schnellen und direkten Aufzeichnung auf SxS Karte zusammen mit den Möglichkeiten eines recht weitgehenden Gradings, das an die Qualität der Raw-Verarbeitung heran-reicht ohne den Aufwand den Raw-Material in der Post stellt treiben zu müssen.

Frage zur Anmerkung: Wieso werden die Möglichkeiten in der Postproduktion des ProRes durch Log-C erweitert?

Konzept Epic:

RED verfolgt mit seinen Kameras ein vollkommen anderes Konzept. Die RED Epic bietet ausschliesslich die Aufzeichnung im Raw-Modus. Das Material muss immer in der Post digital entwickelt werden – was kein großes Problem darstellt, da dieses mit der kostenlosen RED-Software in Echtzeit geschieht. Greift man auf die Metadaten des Kameramanns zurück läuft die Raw-Entwicklung mit einem Mausklick. Wie groß die Datenmengen sind, die zum Beispiel in 5K Auflösung anfallen, ist variabel, da RED-Raw von 3:1 bis zu 18:1 komprimiert aufgezeichnet wird. Die Farbkanäle werden dabei getrennt komprimiert, was in der Postproduktion alle Möglichkeiten bietet. Mit anderen Worten: RED-Raw bietet kleinere Dateien mit bessere Nachbearbeitungsmöglichkeiten als Pro-Res!

Zudem ist die RED-Epic (und Scarlet) die einzige Kamera mit einem HDR-System. Das RED HDR-X erweitert die Dynamic Range auf bis ca. 18 Blendenstufen. Das funktioniert indem der Bildsensor zeitgleich zweimal mit unterschiedlichen Belichtungszeiten ausgelesen wird. Beide HDR-Teilbilder werden im RED-Raw in einer Datei aufgezeichnet. Dieses "HDR-X" bietet in Verbindung mit dem RED-RAW sehr weite Möglichkeiten in der Postproduktion!

Der Bildausschnitt (5k zu Full HD), die ISO-Einstellung und der Weißabgleich können beim Schnitt verändert werden. Die beiden HDR-X Frames können per Keying, manueller Masken und Blenden zusammen komponiert werden. In der Praxis wird man diese Funktionen in kurzen Clips und in sehr Aufwendigen Produktionen verwenden können. Studententische Produktionen können auf diese weise viel Geld sparen. Da die Postproduktion an der Universität kostenlos ist, kann in der Nachbearbeitung vieles realisiert werden, was am Set sehr aufwendig wäre wie zum Beispiel das Abkleben der Fenster mit ND-Folie, Stady-Cam-Fahren und das Ausleuchten größerer Szenen. Auch Fehler des Kameramanns, zu denen es in der Ausbildung kommt, lassen sich leichter beheben.


Zur Bauform
Beide Kameras haben ein Kühlsystem, das hermetisch vom Inneren der Kamera getrennt ist. Beide erzeugen im Dauerbetrieb sehr starke Abwärme, die durch einen aktiven Lüfter von den Kühlrippen abgeführt werden muss. Die Alexa betreibt ihren Sensor aktiv temperaturgeregelt, daher sind Farbwiedergabe und Schwarzwert extrem konstant. RED Epic muss hingegen im Betrieb häufig 'blacklevel'-kalibriert werden. Beide Kameras sind geschützt gegen Umwelteinflüsse, Wasser und Dreck können ihnen nichts anhaben. Es können lediglich der Lüfter kaputtgehen, der sich preiswert ersetzen lassen.

Erfahrungsberichte:
Ich habe mit zwei Kameraexperten aus Filmtechnik Verleihfirmen gesprochen, die beide Kameras im Programm haben und daraus ergaben sich folgende Kenntnisse:

  1. Die RED Epic läuft im professionellen Einsatz vergleichbar stabil und zuverlässig wie die ARRI Alexa. Die "Kinderkrankheiten der RED One wie Software Bugs, Überhitzung und anfälliger ALU-Bauteile am Gehäuse treten bei der Epic nicht auf. Man Berichtete von mehrwöchigen Drehs in Innenräumen und am Strand ohne Zwischenfälle.
  2. Für einen optimierten Workflow hat es sich bewährt an die Epic einen kleinen Digital-Recorder anzuschließen Ki Pro Mini. Dieser Recorder zeichnet das auf, was auch die Alexa liefert, nämlich nur ProRes Full HD. Damit kann man dann sehr leicht und schnell arbeiten. Zusätzlich kann man auf das RED-Raw zurückgreifen, das die Epic aufzeichnet und somit unglaublich viel aus dem Material raus-holen. Für Low-Budget-Produktionen ist das toll, wenn man mal eben keine ARRI-Sun zur Hand hat oder mal eben nicht alle Fenster mit Folien bekleben kann. Auch die digitale Bildstabilisation von 5K runtergezogen auf 2K Material ist viel kostengünstiger als ein StadyCam Operator für Alexa! Zudem hat man mit dem Ki Pro gleich bei der Aufnahme ein Backup!
  3. Generell ist die Alexa, auch wenn Sony und Canon vergleichbare Kameras auf den Markt bringen, noch die robusteste Kamera. Gleichzeitig ist ARRI aber auch die teuerste Firma. Wenn also etwas kaputtgeht kann man es zwar direkt im Land reparieren lassen. Doch das hat seinen Preis! Bei RED kann es passieren, das die Werkstätten in Deutschland und RED-Europ im London manche Reparaturen nicht durchführen können, dann muss die Kamera umständlich mit Zoll usw. in die USA eingeschickt werden.
  4. Der Ausblick in die Zukunft bleibt offen. Wird ARRI die Alexa auf 5K aufrüsten oder eine neue kompaktere Kamera bauen? Wir auch ARRI einen komprimierten RAW-Workflow anbieten? RED hat mit der Scarlet eine noch preiswertere Kamera auf den Markt gebracht. Zum Preis einer Alexa könnte man sich mehrere RED Kameras kaufen! Dann wäre man im Booking und im Bereich Reparaturausfälle wesentlich flexiblere!


ARRI Alexa Pro/Kontra

PRO

  1. Die Digitalkamera im Still der Filmkamera
  2. 800 ISO
  3. Dynamic Range: 14 Blenden (mit DGA (Dual Gain Architecture))
  4. Sehr stabiles Gehäuse
  5. ARRI steht für Zuverlässigkeit und Professionalität
  6. Hersteller und Wartung in München
  7. Das ProRes Videoformat der Alexa lässt sich leicht verarbeiten!
  8. Alternativ ARRI-Raw workflow (Auflösung: 2880 x 1620) möglich (Sehr aufwändig da unkomprimiert und der Rekorder ist teuer und schwer)
  9. Die Analogie zur Filmkamera führt zu einer einfacheren Bedienbarkeit.

KONTRA

  1. Sehr teuer
  2. Via HD-SDI und ProRes nur Full HD Auflösung.
  3. Zeitlupe (120 Frames/Sec.für 1.350,- € nachrüstbar)
  4. Groß und schwer über 10 Kilo!


RED Epic Pro/Kontra

PRO

  1. Die Digitalkamera modular, kompakt mit neuen Möglichkeiten
  2. Alle Komponenten etwas preiswerter
  3. 5K Auflösung!!! (Zoom-Option in der Postproduktion, Tracking und Mapping-Effects in After-Effects, Multikanal Videoinstallationen tec.)
  4. Super Zeitlupe mit 300 Frames/Sec. (Mit Crop-Faktor und Brennweitenveränderung entspr. ungefähr 16mm Film)
  5. Dynamic Range: 18 Blenden mit HDR-X (ohne 13 Blenden) (Das HDRX erzeugt eine mit den zwei Belichtungszeiten eine eigne Bildgestaltung)
  6. kleine leichte Kamera (fast DSLR Format) mit 4,2 Kilo auch für flexible Ein-Mann-Filme bequem nutzbar.
  7. Das Epic RAW in Verbindung mit HDRX bietet das optimale Datenformat für die Postproduktion.
  8. Durch die hohe Auflösung und das damit mögliche Croppen ohne Verlust (Aufnahme 4k Endschnitt in 2k) können auch moderne Bildstabilisations Programme angewendet werden, ohne das die Qualität darunter leidet (Kommentar: Wer bitte croppt auf ein Viertel der Bildgröße,das ist völlig weltfremd)(Zum Kommentar: Ein Viertel ist möglich! Klar würde man dieses in der Realität im "normen Filmallatg" selten ausschöpfen, da man lieber einen möglichst großen Scale-Down betreibt doch in der Videokunst ist so-was durchaus denkbar). Smooth Cam in final Cut oder der neue Wrap Stabilizer in After Effects würden mit der Red viel Sinn machen. [1]

KONTRA

  1. Nur 320 ISO (Testergebnis)
  2. Die RED One war sehr sensibel – ist die Epic sehr Reparaturanfällig?
    1. Die Epic läuft stabil! (siehe Erfahrungsberichte)
  3. Das Epic-RAW liefert zwar eine top Qualität muss jedoch in der Postproduktion in einem zusätzlichen Arbeitsschritt digital "entwickelt" werden. (Hier liegt der Mehraufwand und zugleich die Chance dieses System!)
  4. Die vielen Optionen machen die Epic komplizierter in der Bedienung (Mit dem Ausbau der Alexa gleichen sich die System hier allmählich an)
    1. Der Digipool in Zusammenarbeit mit den entsprechenden Facheinrichtungen (Film, Videokunst) muss daher nicht nur Workshops sondern auch ein "Easy-Setup" bereitstellen.


Fazit:

Die Alexa liegt mit den Leistungsmerkmalen Lichtempfindlichkeit und Kontrastumfang leicht vor der Epic, diese kontert mit HDRX, 4K und 5K Auflösungen so wie 300 FPS Zeitlupe. Das ergibt insgesamt ein Ausgeglichenes Spektrum. Die Epic hat sich im Test als praktikable Kamera erweisen die stabil und zuverlässig läuft. Sie ist mit dem geringeren Preis, der kleinen Bauform und den vielen zusätzlichen Optionen sicherlich eine gute Wahl. Bei der Alexa stellt sich mit dem eher konservativen Konzept die Frage, wie sicher diese enorme Investition für die Zukunft ist. RED wird mit dem geplanten preiswerten Folgemodellen Scarlet für ca. 11.000,- Dollar einen großen Marktanteil gewinnen.

Für die Kunsthochschule Kassel bietet die RED-RAW-Philosophie zahlreiche Möglichkeiten auch mit Low-Budget Produktionen zu perfekten Ergebnissen zu kommen. Unzulänglichkeiten beim Dreh, wie fehlende Scheinwerfer oder ND-Folie, lassen sich in RAW-Dateien besser ausgleichen. Da an der KHK genügend Zeit vorhanden ist, spielt das DTE (Direct To Edit) des Alexa Pro-Res (DNxHD) Formats eine untergeordnete Rolle. Der ARRI-RAW-Workflow ist für die Studenten zu aufwendig und zu überdimensioniert.

Die Endscheidung für die RED-EPIC:

  1. Mit der Ankündigung der preiswerten Scalet können langfristig mehrere RED-Kameras angeschafft werden. (Ersatz, Doppelbuchung, Workshop)
  2. Die RED-RAW-Philosophie (siehe oben)
  3. Die ARRI Alexa ist in einigen Bereichen leistungsfähiger, dieser Vorsprung ist aber nicht eindeutig genug um den extremen Preisunterschied zwischen RED-Scarlet und ARRI Alexa zu rechtfertigen.